(Zuerst veröffentlicht am 02.09.2011)
Frankie and Johnny were sweethearts, but he done her wrong.
Das sind die beiden stärksten Bilder des Songs Frankie and Johnny, eines der am häufigsten aufgenommenen Songs der US-Folklore. Überraschenderweise hat Frankie Johnny erschossen und nicht umgekehrt, ebenfalls überraschend ist, dass Frankie nichtv erurteilt wurde sondern frei blieb bis an ihr Lebensende.Doch der Reihe nach:
Im October 1899 wurde Allen Britt von Frankie Baker erschossen. Am Abend danach hatte ein Mann namens Bill Dooley bereits einen Song darüber geschrieben, den er in den Kneipen von St. Louis vortrug. Die Geschichte sollte danach verschiedenste Variationen durchlafen. Fakt ist, dass Frankie eine schwarze Prostituierte war, in etwa 25-26 Jahre alt, die ihren Liebhaber (Zuhälter?) Allen, genannt Al, lange Zeit ausgehalten und finanziell verwöhnt hatte. Besagter Al (daher der ursprüngliche Titel ‚Frankie and Albert‘) war weniger treu als sie gehofft hatte, er hatte ein Techtelmechtel mit Alice Pryor (im Lied oft als Nellie Bly bezeichnet). Frankie geht eines Abends raus, sucht Al in den Kneipen und stellt ihn zur Rede. Sie nimmt ihn mit zu sich nach Hause und bedroht ihn mit einer Pistole, die sie ihrem Vater (einem Polizisten) gestohlen hat. Al zieht ein Messer und sagt, dass er sie töten werde, wenn sie Alice aufsuchen würde. Dann wirft er mit einer Lampe nach ihr. Wahrscheinlich trifft sie ihn in der Dunkelheit eher unbeabsichtigt. Al ist schwer verwundet und geht zu seiner Mutter, deren einziger Sohn Al ist/war. Dort stirbt er.
Diese reale Geschichte enthält schon viele Elemente dieses und vieler anderer Folksongs: Frankies Suche, der untreue Mann, das versehentliche Töten, der einzige Sohn und die trauernde Mutter. Tatsächlich werden mehrere Dissertationen veröffentlicht, welche die Geschichte und die Variationen des Songs (mehrere Hundert) untersuchen.
Cisco Hustons Version:
Frankie and Johnny were lovers
Oh lordy, how they could love
Swore to be true to each other
Just as true as the stars above
He was her man, but he done her wrong
Well, Frankie went down to the corner
To get a bucket of beer
She said to the fat bartender
„Has my lovin‘ Johnny been here?
He was my man, I think he’s doing me wrong“
„Well, I don’t want to cause you no trouble
And I don’t want to tell you no lies
But I seen your man about an hour ago
With that high-browed Nellie Bly
He was your man, I think he’s doing you wrong“
She took a cab at the corner
And said „Driver step on this can
For you’re looking at a desperate gal
Been two-timed by her man
He was my man, but he done me wrong“
Then Frankie went home in a hurry
She didn’t go there for fun
Frankie went home to get a-hold
Of Johnny’s shooting gun
He was her man, but he done her wrong
Frankie peeked over the transom
And there to her surprise
She saw her lovin-man Johnny
With that high-browed Nellie Bly
He was her man, and he was doing her wrong
Then Frankie pulled back her kimono
And she pulled out a small .44
And root-e-toot-toot three times she shot
Right through that hardwood door
He was her man, but he done her wrong
„Well roll me over on my left side
Roll me over so slow,
Roll me over on my left hand side, Frankie,
Them bullets hurt me so,
I was your man, but I done you wrong“
Now, bring round your ruber-tired buggy
And bring round your rubber-tired hack
I’m taking my man to the graveyward
I ain’t gonna bring him back
He was my man, but he done me wrong
Well this story has no moral
And this story has got no end
Well the story just goes to show� you women
That there ain’tt no good in men
He was her man, but he done her wrong
Diese Version ist der ursprünglichen Geschichte ziemlich nah, verschweigt aber, dass Al bei Frankie zu Hause ist und setzt eine direkte Konfrontation mit Nellie voraus, die nicht wirklich stattgefunden hat. The story has no moral erschien eigentlich als sonderbare Behauptung, denn es werden schon einige moralische Urteile (vor allem über Al ausgesprochen). Überhaupt ist die Aussage ‚he done me wrong‘ die stärkste des Songs, sie findet sich in nahezu allen Variationen. Die fehlende Moral hatte wahrscheinlich ihren Ursprung in der Tatsache, dass Frankie zwar für kurze Zeit hinter schwedische Gardinen musste, aber in der folgenden Gerichtsverhandlung wurde sie freigesprochen. Dies scheint nicht allen Sängern in den Kram zu passen. So heißt es z.B. in der bekannten Version von Bob Dylan:
Frankie went to the scaffold
Calm as a girl could be
Turned her eyes up toward the heavens
Said „Nearer, my God, to Thee“
He was her man but he done her wrong
Dieses moralisierende Ende ist wahrscheinlich die stärkste Verzerrung. Bei anderen Versionen geht es eher darum, einzelne Elemente zu verstärken und auszugestalten, z.B. die Suche. Dass eine Frau ihren betrügerischen oder auch trinkenden Ehemann in den Kneipen der Stadt sucht, ist ja ein Motiv, dass sich in den verschiedensten Songs findet und dementsprechend oft auch ausgemalt wird.
She went to the barroom
bought a bottle of beer
„Good morning, bartender
has my lovin man been here?“
Dass Frankie Al vielleicht unbeabsichihgt in der Dunkelheit getroffen hat, wird zwar nie erwähnt, dennoch taucht das Motiv der Dunkelheit auf:
Frankie went down a dark alley
heard a bulldog bark
And here lay her Albert
shot right through the heart
Ein anderes Element (der einzige Sohn) findet sich in einer der ältesten Versionen: Alan und John Lomx besuchten 1934 das Angola-Gefängnis und nahmen Songs mit Leadbelly auf, der folgende Strophen vortug:
Frankie went to Albert’s mother,
Fell across her knees,
Said: „I’m sorry I killed your son,
Won’t you excuse me please?
He was my man, but he done me wrong.“
„I will forgive you, Frankie,
I will forgive you not.
You sho‘ shot Albert,
He’s the only son I got,
He was my son, and the only one.“
Ein sehr langer Text mit zahlreichen Ausschmückungen findet sich in dem Vortrag von Lonnie Donegan mit Van Morrisson:
Zuletzt noch ein Cartoon, der sich der Geschichte annahm: Weitere Information im entsprechenden Wikipediaartikel oder in dem Aufsatz von Cecil Brwon in Greil Marcus Buch: The rose and the briar, der diesem Text auf die Sprünge geholfen hat.
Playlist from Roots:
Mance Lipscomp: Frankie and Albert (Captain Captain)
Stevie Wonder: Frannkie and Johnny (Early Classics)
Benny Goodman: Frankie and Johnny (How high the moon)
Furry Lewis: Frankie and Johnny (Shake em on down)
Sam Cooke: Frankie and Johnny (Sam Cooke)
Doc Watson and David Grisman: Frankie and Johnny (Doc and Dawg)
Tex Mortoon: Frankie and Johnny (You and my old guitar)
Snakefarm: Frankie and Johnny (Songs from my funeral)
Insiders: The new Frankie and Johnny (The way we were)
Bob Dylan: Frankie and Albert (World gone wrong)
Hazel Meyers: Frankie Blues ((Edna Hicks – Hazel Meyers – Laura Smith Vol. 2 (1923-1927))
Erroll Garner: Frankie and Johnny Fantasies (Complete Jazz Series 1946-47)
Tommy Jarrell, Oscar Jenkins and Fred Cockerham: Frankie Baker (Stay All Night and Don’t Go Home)
Paul Clayton: Frankie (Folksongs and Ballads of Virginia)