Angeline Morrison

‘…one of those rare records that feels perfectly weighted’ – Folk Radio UK
‘masters the precision of storytelling, as well as its poetry… abundant with meaning and feeling’ – The Guardian
‘A hypnotic performance’ – TradFolk.co
‘Morrison has stunning control over the emotional depths of these songs. Her musicianship is equally impressive…’ – Folk Radio UK
‘Morrison’s voice, already a thing of beauty, has never sounded so close’ Goldmine Magazine
‘A triumph of research, determination, going against the odds, fabulous songwriting and musicianship, and above all, humility’ – TradFolk.co
‘The Sorrow Songs : Folk Songs of Black British Experience may be the most anticipated folk album of the year’ – TradFolk.co
‘Era-defining’ – Eliza Carthy

Angeline Morrison stammt aus Birmingham, lebt aber in Truro, Cornwall, wo sie seit 2002 an der Falmouth University (https://www.falmouth.ac.uk/staff/dr-angeline-morrison) unterrichtet. Ihre Mutter stammt aus Jamaica, der Vater von den Äußeren Hebriden. Als Kind hört sie Shirley Collins im Radio und das führt zu einer intensiven Beziehung zur britischen Folkmusik. Mit 17 begleitet sie ihr Vater zum ersten Mal in einen Folkclub, wo sie zum ersten Mal die Erfahrung macht eine schwarze Person in einem Raum mit ansonsten ausschließlich weißen Menschen zu sein.

Der Grund für diesen Artikel ist die Neuerscheinung Sorrow Songs, vielleicht die wichtigste englische Folk LP des Jahres. Ihre früheren Aufnahmen mit verschiedenen Bands sind vor allem auffällig durch die unterschiedlichen Stile, mit denen sich Dr. Angeline Morrison beschäftigte:

Diskographie

2004 Ambassadors of Sorrow: Thunder in the skies (single)
2005 Ambassadors of Sorrow: Loathsome food (single)
2009 Ambassadors of Sorrow: Easterly
2013 Are you ready cat?
2014 The Mighty Spectres: All hail the Mighty Spectres
2014 The Mighty Spectres: Siren call (Single)
2016 The Mighty Spectres: Shy as a butterfly / Nothing seems to work right (single)
2014 Silent night songs for a cold winter‘s evening
2018 We Are Muffy: The charcoal pool
2018 Rowan:Morrison: Bury the forests
2019 Rowan:Morrison: Fields of frost
2019 Rowan:Morrison: In the sunshine we rode the horses
2020 Rowan:Morrison: Lost in Seaburgh
2021 Ophelia (single)
2021 He comes in the night (single)
2021 Bright blessings (single)
2021 Circular waltz (single)
2021 Rowan:Morrison: Bride of the wintertide
2022 The sorrow songs
2022 The brown girl and other folk songs

Ambassadors Of Sorrow

Die ersten Aufmahmen stammen aus dem Jahr 2004 mit der Beat Noir Band Ambassadors of Sorrow. Die Musik wurzelte durchaus im Folk, hatte aber auch Einflüsse aus Doowop, Pop, Rockabilly und 60s French pop.

Mighty Sceptres

Morrison bezeichnet die Mighty Sceptres als 60s Soul Duo. Im Wesentlichen besteht die Band aus ihr und Nick Radford, der auch bereits bei den Ambassadors am Bass war. Musik ist eher Radfords Nebenbeschäftigung, er arbeitet hauptsächlich als Illustrator.

We Are Muffy

2018 nimmt Morrison als Duo mit Nick Duffy das Album Charcoal Pond auf. Es wird beschrieben als eine Mischung aus Incredible String Band und Sam Cooke und erscheint auf dem deutschen Tapete Label (https://www.tapeterecords.de/artists/we-are-muffy). Als Instrumente führt Tapete u.a. an: Lyra, Spieluhr, Besteck, Kronkorken, Porzellanscherben. Aber auch Krähen und Möwen sind zu hören – das Album wurde in Duffys Gartenstudio aufgenommen. Ihre Zusammenarbeit begann damit, dass Morrison bei Duffy als Gastsängerin mitwirkte. Als sie feststellten, dass sie beide aus Birmingham stammen, wurde dies zum Thema der Songs, die sie miteinander verfassten.

Rowan : Morrison

Die Musik von Rowan : Morrison wird von ihr als Folk Horror bezeichnet. Und es handelt sich – wenig überraschend – wieder um ein Duo. Der Rowanteil bezieht sich auf Rowan Amber Mill, ein offenes Projekt von Stephen Stannard. Die Musik ist weird, pastoral, verstörend, besänftigend. Sie wurzelt stilistisch und thematisch tief in den englischen Folklore. Seit 2014 haben sie immer wieder zusammengearbeitet und oft optimale Besprechungen erhalten. Das Album Lost In Seaburgh aus dem Jahr 2020 war beim Erscheinen bereits ausverkauft. Andererseits:

„You wonder why albums this spellbinding are still leaking out on small boutique labels, when it ought to be sung from the rooftops“. – Goldmine magazine.

Sorrow Songs

Vorgeschichte

Folkradio.uk schreibt:

Angeline Morrison‘s ‘The Sorrow Songs’ has generated a tremendous amount of interest since the announcement of its release on Topic Records, with it being hailed as one of the most significant and most anticipated releases of 2022.

Nach der Ermordung von George Floyd las Morrison The Souls Of Black Folk von W.E.B. Du Bois. Das 14. Kapitel ist überschrieben mit The Sorrow Songs und du Bois behandelt amerikanische Spirituals. In Morrison erwächst die Frage: Wenn es schon zu Zeiten der Römer schwarze Menschen jn England gab, wo werden sie in Liedern besungen? Wo sind die schwarzen Stimmen in der englischen Folkmusik?

Gefördert von der English Folk Dance and Song Society und mit verschiedenen wichtigen englischen Folkauszeichnungen begann sie zu suchen und wurde nicht fündig. Also schrieb sie die Songs selbst. Sie benutze dabei Recherche zu tatsächlichen Ereignissen aus der Geschichte der schwarzen Bevölkerung in Großbritannien. Der nächste Schritt war eine Einladung zu Eliza Carthys Clubhouse Folkroom. Morrisons Konzept überzeugt und Carthy singt, spielt und produziert das Album.

The Brown Girl and other folk songs

‚I‘m as brown as brown can be‘ beginnt der Titelsong der LP und sie ist am 1. Mai 2022 erschienen. Erstaunlich, weil schon zu diesem Zeitpunkt massiv auf die bald erwarteten Sorrow Songs hingewiesen wurde. Morrison sagt, der Song ermöglichte es ihr People of Colour in englische Folksongs hineinzuträumen. Nick Duffy hat die Songs eigentlich alle a capella produziert, allerdings mit sparsamer aber beeindruckender Instrumentalbegleitung. In den Besprechungen werden Textstellen hervorgehoben, die wahrscheinlich nicht beachtet worden wären, wenn die Sorrow Songs nicht so dominierend wären. Eigentlich geht es mehr um Morrisons Stimme, die warm, voll und sehr direkt klingt.

Die Musiker*innen:

Angeline Morrison: lead vocals, autoharp, double bass and glockenspiel
Eliza Carthy: violin, vocals
Cohen Braithwaite-Kilcoyne, Anglo concertina, melodeon, vocals
Clarke Camilleri, banjo, acoustic guitar, vocals
Hamilton Gross, violin, vocals
Rosie Crow, piano, vocals,
Alex Neilson, drums, vocals
Mary Woodvine, vocals
Martin Carthy: vocals

Das Album

Zwei Songs der Platte behandeln Ereignisse des 20. Jahrhunderts, die anderen Geschichten reichen weiter zurück.

Der Ton wird durch die beiden ersten Tracks gesetzt. In den ersten 27 Sekunden hört man Interviewschnipsel mit üblen rassistischen Bemerkungen. Der erste Song „Unknown African Boy“ behandelt die Geschichte eines Achtjährigen, der die Havarie eines Sklavenschiffes an der Küste von Scilly überlebt und in die Sklaverei verkauft wird.

Black John: John Ystumllyn (1730-1786) war der erste schwarze Gartenbauer in England. Er kam nach Wales zu einer reichen Familie, wo er nicht nur den Gartenbau sondern auch das Violinenspiel erlernte. Ein anderer Junge mit einer Pigmentstörung (weiße Hautflecken) endete in einer Freakshow und verstarb im Alter von 5-8 Jahren. Lohnend sind die Beschreibung, die sich bei der Youtubeversion der Songs befinden.

Den Abschluss macht die Geschichte von Evaristo Muchovela aus Mozambique. Über den Umweg Brasilien wird er von einem Miner aus Cornwell gekauft, der ihn ausgesprochen gut behandelt. Martin Carthy spricht am Ende die Worte des Pfarrers bei der Beerdigung: „Distinction is lost and cast is o’er, the slave is slave no more.“ Dies ist auch auf dem Grabstein des Friedhofs in Wendron eingraviert.

For your listening pleasure

Veröffentlicht in Musik.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.