John Cohen? Wer ist John Cohen?
Dicogs zählt 5 LPs in 50 Jahren, darunter EINE Solo-LP.
https://www.discogs.com/de/artist/809777-John-Cohen-2
Das hört sich nicht relevant an.
Die meisten werden seinen Namen unwissentlich im Grateful Dead Song „Uncle John‘s Band“ gehört haben, viele werden seine Fotografien kennen.
Geboren 1932 in Queens studierte er Malerei an der Yale University. Dort fing er bereits an zu fotografueren und kleine Konzerte zu organisieren. 1958 gründete er mit Mike Seeger und Tom Paley die New Lost City Ramblers.
New Lost City Ramblers – Man of Constant Sorrow
Im deutlichen Gegensatz zu Folkrevivalbands wie dem Kingston Trio ging es den NLCR nicht um Modernisierung sondern um das Entdecken der alten Musik und um Authentizität. Polierter Sound war nicht ihr Ding. Und über den Begriff „Folk“ sagt Cohen: „ I’m very proud of the fact that in all fifteen films I made, I never used the word. It’s an upper-class way of describing what poorer classes do.“
Ihr Einfluss in New York kann gar nicht überschätzt werden. Man hörte die Songs der 20er und 30er nicht von den Originalinterpreten sondern von den NLCR. Und dieser Einfluss hielt weit über die 60er Jahre hinweg an. Cohen sagt zu dem Namen des bekannten Magazins/des Uncle Tupelo Albums:
„Tweedy told me that they didn’t learn the song this magazine is named for from the Carter Family recording, but from ours [the New Lost City Ramblers’]. So an interview with No Depression intrigued me! Uncle Tupelo also recorded ‘Satan, Your Kingdom Must Come Down’, which they got off my field recording CD High Atmosphere.”
Damit aber auch Elizabeth Cotton, Doc Watson, Mississippi John Hurt, Dock Boggs u.a. Selbst gehört werden konnten, gründete Cohen mit Ralph Rinzler und Izzy Young die Friends of Old Time Music und veranstalten Konzerte.
Darüber hinaus reisten sie in den Süden um selbst Field Recordings zu machen und Cohen vertiefte seine Fotographische Arbeit und begann auch zu filmen. 1962 drehte er den Film High Lonesome Sound übr den Sänger Roscoe Holcomb.
Ein zweites Interessengebiet war die Literatur der Beat Generation. Als Assistent für den Regisseur Robert Frank arbeitete er mit an dessen Film „Pull My Daisy“ über Ginsberg, Kerouac, Corso u.a., die er auch fotografierte. Bekannter noch wurden seine Fotos des jungen Bob Dylan in New York. Später war er der erste, der Fotos nach Dylans Motorradunfall in Woodstock machte.
http://www.iceboxminnesota.com/Bob/cohen_gallery.html
Pull My Daisy – 1959 (Sub Ita) [Jack Kerouac, Allen Ginsberg, Gregory Corso]
Über Pully My Daisy:
Das stärkste Engagement legte er in das Thema, das sich aus seiner Masterarbeit ergab: Webtechniken in Peru. Acht mal besuchte er zwischen 1956 und 2005 Peru und verarbeitete seine Erfahrungen in Musik, Filmen und Büchern. 1977 wurde seine Aufnahme eines Hochzeitssongs in die Aufnahmen aufgenommen, die mit der Voyager ins All flogen und von der menschlichen Kultur zeugen sollen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Voyager_1
Musikalische Karriere
John Cohens musikalisches Erbe ist natürlich vor allem mit den New Lost City Ramblers verbunden, die jedoch am Ende der 60er auseinander fielen, 1978 gab es jedoch ein Reunion Konzert. Bob Dylan sagte zu ihrer Bedeutung:
Everything about them appealed to me—their style, their singing, their sound. I liked the way they looked, the way they dressed and I especially liked their name. Their songs rang the gamut in style, everything from mountain ballads to fiddle tunes and railway blues… I’d stay with the Ramblers for days. At the time, I didn’t know they were replicating everything they did off old 78 records, but what would it have mattered anyway? It wouldn’t have mattered at all. They had originality in spades, were men of mystery. I couldn’t listen to them enough.
1998 nahm John Cohen seine einzige Soloplatte auf: „Stories the crow told me“. Er blieb jedoch immer als Musiker aktiv und produzierte auch weiterhin Platten für Folkways. Hinzu kam eine Tätigkeit als Musikproduzent (eher Berater) bei Filmen wie Cold Mountain und Inside Llewyn Davies. Er spielte viel mit jungen Musikern, z.B. den Dust Busters und den Down Hill Strugglers. Ein Konzertmitschnitt mit den Down Hill Stugglers für die Library of Congress ist online verfügbar:
https://blogs.loc.gov/folklife/2019/07/homegrown-plus-john-cohen-the-down-hill-strugglers/
Ein besonderes Schnäppchen ist noch ein Film von Cohens Gartenparty zum 80. Geburtstag.
John Cohen’s 80th Birthday Party
2015 erschien sein Photoband Walking In The Light, in dem er Fotos der Gullah People von Johns Island, South Carolina, veröffentlichte. Die Gullah sind durch Spiele u.a. mit ihren afrikanischen Vorfahren noch stark verbunden.
John Cohen starb am 16. September 2019 zu Hause in Putnam Valley an einer Krebserkrankung, seine Frau Peggy Seeger war bereits 1993 verstorben.
Weitere Infos:
https://oldtimeparty.wordpress.com/category/john-cohen/
Roots Radio Special
Grateful Dead: Uncle John‘s Band
New Lost City Ramblers: How can a poor man stand such times and live (Songs from the depression)
Kingston Trio: Tom Dooley (Best of)
Roscoe Holcomb: Hills of Mexico (The high and lonesome sound) film von cohen
Hazel Dickens & Alice Gerrard: TB Blues (There is no eye: Music for photographs)
Hobart Smith: Claude Allen (Friends of old time music)
Reverend Gary Davies: Death don‘t have no mercy (Live at Newport)
Cisco Houston: Deportee (Plane wreck at Los Gatos)
John Cohen: Farmland Blues (Stories the crow told me)
Dust Busters & John Cohen: Roving Rambler (Inside Llewyn Davies)
John Cohen & Down Hill Strugglers: Buffalo Skiners (Library of Congress)
Alison Krauss: Scarlett Tide (Cold Mountain)
New Lost City Ramblers: Wreck of the old 97 (20th anniversary concert) mit Elisabeth Libby Cotton, hausmädchen der Familie Seeger
Bessie Jones: Maybe the last time, I don‘t know (Put Your Hand On Your Hip, And Let Your Backbone Slip Songs And Games From The Georgia Sea Islands)
Uncle Tupelo: No Depression
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